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Von der Dunkelheit ins Licht

Sat, 03 Apr 2021 19:09:29 +0000 von Harald Gaehler

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Osterandacht - von Kathrin Wiggermann

Der Pfarrer Gerhard Engelsberger erzählt:
Dem Tod bin ich schon oft begegnet. An Sterbebetten, auf Autobahnen, bei Scheidungen, Kündigungen und in Zeugnissen. Tod von Menschen, Tod von Träumen, Tod einer Liebe. Knapp 700-mal stand ich bis heute auf verschiedenen Friedhöfen, versuchte Hinterbliebene zu trösten, drei Schaufeln Erde in ein Grab. Mancher Pfarrer bringt es im Lauf seines Lebens auf 1.200 oder sogar 1.500 Beerdigungen. Manchmal war auch ich den Tränen näher als einem hoffnungsvollen Wort. 
Dem Tod bin ich schon oft begegnet. Der Auferstehung noch nie.
 
Ja, ich bin vielen wunderschönen Frühlingen nach dem Winter begegnet.
Auch dem Neubeginn von totgesagten Ehen, der Befreiung eines ganzen Volkes von Diktatur oder dem Aufatmen nach dem negativen Befund aus dem Labor. Ich habe den Aufstand der Studenten mitgetragen und freue mich heute noch, wenn die Fantasie sich gegen den Trott wehrt, wenn der Angst die Flügel gestutzt und der Macht die Hörner aufgesetzt werden.
Ich bin Wundern begegnet und der Weisheit des Alters. Habe großartige Menschen getroffen, die Jesus nicht einmal dem Namen nach kannten, und staunte über den kindlichen Glauben anderer an den „Heiland“.
Grenzen, scheinbar für ewig gezogen, sind gefallen, Grenzen zwischen Völkern und zwischen Einzelnen.
Doch der Auferstehung bin ich noch nie begegnet.
 
Auferstehung ist nicht von dieser Art. Auferstehung hat eine andere Qualität, ist ohne Zeit, sie ist kein schneller Trost oder gut gemeinte Richtigkeit.
Auferstehung lässt sich nicht in Begriffe fassen wie alt oder neu, Diesseits oder Jenseits, Tod oder Leben. 
 
Auferstehung ist Verheißung. Nicht der Fluss, in dem ich schwimme, sondern die Quelle, die ihn nährt. Nicht der Lichtschein in der Finsternis, sondern das Licht selbst.
 
Auferstehung ist mir noch nicht begegnet. Und doch wird das Auferstehen die entscheidende Begegnung meines Lebens sein.
Das Abbild wird Original, der Traum begegnet seiner Wirklichkeit, der Lichtschein seiner Quelle. 
 
Der Auferstehung bin ich noch nicht begegnet. Und doch ist sie es, auf die ich warte, die Energie meines Tuns, die Kraft meiner Widerstände, die Quelle meiner Gebete. 
Bis ich ihr begegne, will ich – wie bisher – ihre Spuren suchen. Ich will allem „Gibt-es-nicht“ und „Kann-nicht-sein“ meine Hoffnung entgegenlachen – zusammen mit denen, die (wie ich) auf dem Weg sind. 
Das soll für jetzt genügen.
 
(Frei nach: „Auferstehung – ist eine andere Geschichte, in: Gerhard Engelsberger, Auf dem Weg nach Golgatha, Gütersloh 2011.)

Gebet

Allmächtiger Gott,
wir danken dir für diesen Ostermorgen. Auch wenn uns vieles belastet, wir immer noch unter dem Virus leiden, gelähmt sind, einander vermissen, Angst spüren – Christus ist auferstanden. Er geht uns voraus ins Leben. Wir lassen den Kopf nicht hängen; die Hände liegen nicht untätig im Schoß.
So wie wir die Osternester im Gras finden, finden wir den Weg zu dir. Dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg. Amen.
 
Die Ostergeschichte (Mk 10,1-8, Basisbibel)

Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle. Sie wollten die Totensalbung vornehmen. Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab. Die Sonne ging gerade auf. Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«
Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war. Sie gingen in die Grabkammer hinein. Dort sahen sie einen jungen Mann. Er saß auf der rechten Seite und trug ein weißes Gewand. Die Frauen erschraken sehr.
Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. Macht euch auf! Sagt seinen Jüngern, besonders Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. «Da flohen die Frauen aus dem Grab und liefen davon. Sie zitterten vor Angst und sagten niemandem etwas, so sehr fürchteten sie sich.
 
Gebet

Gütiger Gott, Geist der Hoffnung, führe uns in die Freude des Ostertages, lege die Verwundungen unseres Lebens in dein heilendes Licht. Wo etwas in uns erfroren ist, da führe uns in deine Wärme. Führe uns aus der Gleichgültigkeit in die Liebe, aus dem Streit in den Frieden, führe uns aus der Angst ins Vertrauen, aus der Resignation in einen neuen Anfang. Führe uns und deine ganze Schöpfung einem großen Neuwerden zu, wie nur du es kannst. Lass uns den Nöten um uns herum in die Augen schauen, den Finger legen in die Wunden von Ausbeutung und Unterdrückung und anstreben Freiheit und gerechtes Zusammenleben. Wir strecken uns aus nach dir, ziehe du uns zu dir hin. So begegnen wir uns, und das Leben fängt an zu blühen, bis wir eines Tages in der Auferstehung eins mit dir sein können. Amen.
 
Segen

Geh mit Gottes Segen in diesen Ostertag:

Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden. Amen.
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